Reden, um Unterstützung zu erhalten

Über Belastendes zu sprechen trägt zur psychischen Gesundheit bei. Die Kampagne «Wie geht's dir?» bietet Unterstützung, auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Norina Schwendener, Projektleiterin der Kampagne, erklärt im Kurzinterview, welche Angebote es unter anderem für Schulen gibt.  

Norina Schwendener, Leiterin Kampagne «Wie geht's dir?»

Psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabu. Was braucht es, damit Jugendliche und junge Erwachsene darüber sprechen, wenn es ihnen nicht gut geht?

Es muss in unserer Gesellschaft normal werden, auch über Belastendes und Probleme offen sprechen zu können. Denn das wirkt entlastend und ist der erste Schritt, um Unterstützung zu erhalten. Die Kampagne «Wie geht’s dir?» ermutigt dazu und gibt konkrete Hilfestellung in Form von Gesprächstipps. Damit sich junge Menschen in schwierigen Lebenslagen getrauen, über ihre Situation zu sprechen, brauchen sie vor allem ein Umfeld, das bereit ist zuzuhören. Die ernst gemeinte Frage «Wie geht’s dir?» kann dabei ein wichtiger Türöffner sein.

Ihre Kampagne «Wie geht’s dir?» richtet sich auch an diese Altersgruppe. Auf welchen Kanälen und in welcher Form wird sie angesprochen?

Die Kampagne ist regelmässig auf Plakaten, im öffentlichen Verkehr und online sichtbar. Junge Menschen sprechen wir insbesondere über die sozialen Medien Facebook, Instagram und Snapchat an. Teil der Kampagne ist auch die «Wie geht’s dir?»-App. Mit ihr kann man die eigenen Gefühle dokumentieren und Tipps erhalten, wie man besser mit ihnen umgehen kann. Mit kostenlosen Plakaten, Postkarten und Broschüren kann das Thema psychische Gesundheit ins Klassenzimmer gebracht werden.

Wie steht es um den Datenschutz in der App? Wie wird dieser gewährleistet?

Die «Wie geht’s dir?»-App funktioniert zu 100 Prozent anonym. Das heisst, es werden keine persönlichen Einträge übermittelt oder ausgewertet. Diese persönlichen Angaben bleiben auf dem eigenen Gerät.

Sie bieten Unterrichtsmodule für die Sekundarstufen I und II an. Wie können diese im Unterricht eingesetzt werden und welche Rolle nehmen Lehrpersonen in Bezug auf psychische Erkrankungen ihrer Schülerinnen und Schüler ein?

Die Module sind einfache und pfannenfertige Unterrichtseinheiten. Lehrpersonen können daraus flexibel verwenden, was für sie passt, und diese mit eigenem Inhalt ergänzen. Nachhaltig ist es, wenn die psychische Gesundheit immer wieder Unterrichtsthema ist. Die Lehrpersonen haben grob gesagt zwei wichtige Rollen: Auf der einen Seite sind sie wichtig in der Früherkennung. Je früher psychische Belastungen erkannt werden, desto weniger oft kommt es zur Erkrankung. Und früh erkannte Erkrankungen können besser behandelt werden. Lehrpersonen sehen die Jugendlichen jeden Tag. Wenn sie auf Veränderungen rasch reagieren, Jugendliche und Eltern darauf ansprechen und Hilfs- und Beratungsangebote vermitteln, leisten sie einen enorm wichtigen Beitrag in der Prävention. Auf der anderen Seite sind Lehrerinnen und Lehrer wichtig in der Integration: Dabei geht es darum, dass Jugendliche mit einer psychischen Erkrankung, wie beispielsweise ADHS, Depressionen oder Essstörungen, in der Schule gut integriert bleiben und entsprechend ihrer Möglichkeiten und Bedürfnisse gefördert werden. Denn regelmässige Tagesabläufe und vertraute Strukturen sind für Menschen mit psychischen Erkrankungen sehr wichtig.
 

«Wie geht’s dir?» ist eine Kampagne der Deutschschweizer Kantone und der Stiftung Pro Mente Sana im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz. Norina Schwendener ist Co-Leiterin Gesundheitsförderung & Kommunikation bei Pro Mente Sana und Projektleiterin der Kampagne «Wie geht’s dir?».

Datum

19.11.2021

Autor
Deborah Conversano