Schlechtere Physik-Noten für Mädchen?

In einem Physiktest beantworten Mädchen die Prüfungsfrage gleich wie die Knaben, werden aber von der Lehrperson schlechter benotet. Ist das möglich? Scheinbar schon, wie eine in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführte Untersuchung einer ETH-Lernforscherin nun deutlich macht.

(bm) Sarah Hofer, Wissenschaftlerin in der Gruppe von ETH-Professorin Elsbeth Stern, hat in ihrer Untersuchung Physiklehrerinnen und Physiklehrer der Sekundarstufe gebeten, in einem Online-Test eine Prüfungsantwort zu benoten. Dabei gab sie vor, es gehe um einen Quervergleich von zwei verschiedenen Methoden zum Korrigieren von Prüfungen.

Rund 780 Lehrerinnen und Lehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich beteiligt. Die eine Hälfte der Teilnehmenden ging davon aus, die zu benotende Antwort stamme von einer Schülerin, die andere Hälfte ging davon aus, dieselbe stamme von einem Schüler.

Die Analyse der Benotungen hat Erstaunliches ergeben: Physiklehrerinnen und Physiklehrer, die seit weniger als zehn Jahren unterrichten, benoteten Mädchen deutlich schlechter als Knaben. «Lehrer mit wenig Berufserfahrung lassen sich bei der Benotung womöglich mehr vom Vorurteil leiten, Mädchen seien in Physik schlechter als Knaben», sagte Hofer gegenüber dem Online-Newsportal der ETH Zürich am 11. Januar 2016. Dem gegenüber hat die Untersuchung aber auch gezeigt, dass bei Lehrerinnen und Lehrer, die zehn oder mehr Jahre unterrichten, das Geschlecht der Schülerinnen und Schüler keinen Einfluss auf die Benotung mehr ausübt.

Für Sarah Hofer ist dieses Ergebnis eine klares Signal dafür, dass fortan der Notengebung eine noch grössere Beachtung geschenkt werden muss. Denn «Noten sind das Feedback, das Schülerinnen und Schüler für ihre Leistung bekommen, und sie wirken sich stark auf ihr Selbstverständnis, ihre Motivation und ihre Anstrengungsbereitschaft aus», ist sie überzeugt. 

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Lesen Sie den vollständigen Beitrag «Mädchen müssen mit schlechteren Physik-Noten rechnen» von Fabio Bergamin auf www.ethz.ch
 

Datum

12.01.2016