«Schülerinnen und Schüler sollten möglichst wenig von der schwierigen Personallage mitbekommen»

Dagmar Rösler, Präsidentin LCH, spricht zum Ende des Verbandsjahres über den Mangel an Lehrkräften an Schweizer Schulen, die politische Bildung junger Menschen und die zukünftige Zusammenarbeit zwischen LCH und SER.

Dagmar Rösler, Präsidentin LCH. Foto: LCH/Philipp Baer

LCH.ch: An vielen Schulen fehlen Lehrpersonen. Dieser Mangel bleibt vorerst bestehen. Wie lassen sich die Folgen im Alltag mildern?

DAGMAR RÖSLER: Tatsächlich ist auch in den kommenden Jahren mit Personalmangel an den Schulen zu rechnen. Lehrpersonen und Schulleitungen werden also neben ihrer bereits herausfordernden Arbeit weiterhin zusätzlichen Effort zu leisten haben. Dabei ist es wichtig, dass den Schülerinnen und Schülern möglichst guter, abwechslungsreicher und pädagogisch wertvoller Unterricht geboten werden kann und sie möglichst wenig von der schwierigen Personallage mitbekommen. Gleichzeitig muss vor Ort all jenen Lehrerinnen und Lehrern Sorge getragen werden, welche die Stellung halten. Auf kantonaler Ebene gibt es wohl in einigen Kantonen noch brachliegende Chancen, wie man Lehrpersonen gezielt unterstützen und entlasten kann. Auf nationaler Ebene müssen bisherige Zugangsbedingungen für die Lehrgänge an einer PH bestehen bleiben. Ansonsten erweist man den Schulen einen Bärendienst.

Alle zwei Jahre veranstaltet der LCH den Schweizer Bildungstag. Was ist das Ziel der kommenden Veranstaltung im September 2023?

Der Schweizer Bildungstag 2023 ist der politischen Bildung und der Demokratiekompetenz gewidmet. Die Wahl des Themas kommt nicht von ungefähr. In der Schweiz wird – im Gegensatz zu anderen Ländern – noch immer hochgehalten, dass Bürgerinnen und Bürger ein kritisches, unabhängiges Denken entwickeln, zwischen wahren und falschen Aussagen unterscheiden und für ihre Meinung in einer politischen Gesellschaft einstehen können. Wir wollen herausfinden, wie es in unserem Land um die politische Bildung sowie um die Demokratiekompetenz junger Menschen steht, und welche Rolle die obligatorische beziehungsweise die nachobligatorische Schule dabei spielt. Diese Fragen sollen LCH und SER mit verschiedenen Playern sowohl auf Forschungs- als auch auf Praxisebene, im formalen und nonformalen Bereich diskutieren und mögliche Handlungsfelder in verschiedenen Workshops ausarbeiten.

LCH und das Syndicat des enseignants et enseignantes Suisse romande (SER) planen die Plattform Formation.ch. Was wünschen Sie sich für die künftige Zusammenarbeit?

Im September 2022 haben die Delegierten von LCH und SER gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit auf nationaler Ebene zu stärken und auszubauen. Diese Kooperation wird in Zukunft in einem Gesellschaftervertrag, der zurzeit in Ausarbeitung ist, klar geregelt sein. Das bedeutet, dass die Zusammenarbeit zwischen LCH und SER institutionalisiert, die gemeinsamen Arbeitsfelder auf der Plattform «Formation.ch» gemeinsam bearbeitet werden und eine Geschäftsleitung für «Formation.ch» installiert wird, die sich oben genannten Aufgaben widmet. Von dieser strukturierteren Zusammenarbeit mit dem SER erhoffe und wünsche ich mir kürzere, einfachere Wege und geklärte Zuständigkeiten, sodass LCH und SER auf nationalem politischem Parkett mit noch höherer Wirksamkeit aktiv sein können.

 

Weitere Interviews der Geschäftsleitung zum Verbandsjahr und den vollständigen Publikumsbericht finden Sie hier: Jahres-/Publikumsberichte

Datum

05.07.2023

Autor
(ck)