Nach Diskriminierung durch Eltern

Schulleitung lässt homosexuellen Lehrer fallen

Ein homosexueller Lehrer verliert seine Stelle, nachdem er von wertkonservativen Eltern kritisiert worden ist. Support erhielt er von seinen Kolleginnen und Kollegen und auch vom kantonalen Berufsverband. Aber die Schulleitung entzog ihm ihre Unterstützung.

Ein von Eltern kritisierter homosexueller Lehrer verlor seine Stelle, weil ihm die Schulleitung ihre Unterstützung entzog. Foto: iStock/Five Buck Photos

Die Schulleitung der Primarschule Odermatt in Pfäffikon (ZH) hat im Februar 2024 einen homosexuellen Lehrer entlassen. Der Rauswurf bildet den Höhepunkt einer Entwicklung, die Monate zuvor begann, wie der Tages-Anzeiger schreibt.

Auslöser waren einige wertkonservative Eltern, die sich über den Sexualunterricht des Lehrers beschwerten. Doch der Unterricht entsprach der Norm und erfüllte den Bildungsauftrag. Das bestätigten seine Kolleginnen und Kollegen wie auch die Schulleitung. Letztere gab sogar zu verstehen, dass die Vorwürfe der Eltern an üble Nachrede grenzten. 

Doch das hielt die Eltern nicht auf. Allmählich wurde klar, dass sich ihre Kritik nicht mehr in erster Linie gegen den Unterricht, sondern gegen den Lehrer als Person richteten. Trotz starker Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen knickte die Schulleitung am Ende ein und entliess den Lehrer im Frühjahr 2024.

Kritik an Schulleitung

Das sorgte für grosse Kritik an der Schulleitung der Primarschule Odermatt. «Wie jeder Arbeitgeber steht die Schule in der Pflicht, ihre Arbeitnehmer vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen», sagte etwa Christian Hugi dazu gegenüber dem Tages-Anzeiger. Er ist Präsident der Lehrerinnen- und Lehrerverbands Zürich (ZLV) und Vizepräsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Der ZLV unterstützte den betroffenen Lehrer juristisch. Von rechtlichen Schritten will dieser jedoch gemäss Medienberichten absehen.

Das Newsportal Watson hat anlässlich des Vorfalls recherchiert, ob eigentlich queere Lehrpersonen in der Schweiz öfter diskriminiert werden. Dabei kam unter anderem heraus, dass es für Betroffene je nach Kanton nur wenig Anlaufstellen und Unterstützung gibt. In Kantonen mit grösseren Sektionen des Berufsverbands stellen diese Rechtshilfe zur Verfügung.

Unabhängige Ombudsstellen und niederschwellige Beratungs- und Mediationsangebote wären wichtig. Das betonte der LCH Anfang des Jahrs, als er die Ergebnisse einer Umfrage zu Gewalt an Lehrpersonen präsentierte. Demnach hatten bereits zwei Drittel aller Lehrpersonen bereits eine Form von Gewalt erlebt, sei es durch Schülerinnen oder Schüler, Eltern oder Vorgesetzte. 

Aufarbeitung des Vorfalls steht an

Unterdessen hat die Schulpflege von Pfäffikon gemäss Tages-Anzeiger zugegeben, dass im Rahmen der Entlassung des homosexuellen Lehrers einige Fehler passiert sind. Sie stellte fest, dass sie jede Form der Homophobie verurteile und dass sie zu den Inhalten des Lehrplans 21 stehe, also auch zu jenen der Sexualkunde. Der Vorfall soll nun mit Hilfe externer Unterstützung aufgearbeitet werden. 

Datum

25.04.2024

Autor
Kevin Fischer