Ukrainische Lernplattform begann als Demokratieprojekt – mit Schweizer Hilfe

Bei der Entwicklung der «All-Ukrainian School Online» wurde das ukrainische Bildungsministerium von der DEZA und der PH Zürich unterstützt. BILDUNG SCHWEIZ berichtet über die Zusammenarbeit, die schon vor Krieg und Pandemie begann.

Momentan lernen ukrainische Schülerinnen und Schüler den ukrainischen Schulstoff privat auf einer Online-Plattform. Diese soll nun weiterentwickelt werden, um die Kinder und Jugendlichen zu entlasten. Foto: iStock/ SDI productions (Symbolbild)

Während der Coronapandemie fand der Unterricht für Millionen von Schülerinnen und Schüler weltweit nur noch online statt – so auch in der Ukraine, wo das Bildungsministerium 2020 die «All-Ukrainian School Online Platform» lancierte. Das Lernmaterial entspricht dem ukrainischen Lehrplan für die 5. bis 11. Klasse. Kinder und Jugendliche können damit von zu Hause aus Aufgaben und Tests lösen.

Auf die Pandemie folgte der russische Angriffskrieg. Tausende Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler flohen aus dem Land. Damit die Kinder und Jugendlichen den schulischen Anschluss nicht verlieren, kam die Plattform nun erneut zum Einsatz ¬– auch in der Schweiz. Ursprünglich entwickelt wurde sie vom ukrainischen Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

Eine Plattform für mehr Demokratie in der Ukraine

Der Online-Plattform geht eine vierzehnjährige Zusammenarbeit zwischen der PHZH, DEZA und dem ukrainischen Bildungsministerium voraus. Die Kooperation zwischen den drei Institutionen begann 2008 mit dem Demokratiebildungsprojekt «Decide». Ziel des Projekts ist es, ukrainische Schülerinnen und Schüler auf eine aktive Teilnahme am demokratischen Leben vorzubereiten. Sie lernen dabei unter anderem das politische System ihres Heimatlandes kennen und erfahren, welche Rechte und Pflichten im Staat gelten. Die Lehrpersonen machen sich währenddessen mit partizipatorischen Unterrichtsansätzen vertraut.

Die Zusammenarbeit zwischen der PHZH, der von ihr in der Ukraine gegründeten NGO sowie der ukrainischen Bildungsvertretenden hat ein weiteres Ziel: die Dezentralisierung des Schulsystems weiter voranzutreiben. Diese Ansätze sind in der Ukraine, wie in vielen ehemaligen sozialistischen Staaten, noch vergleichsweise neu. Zusätzlich ist die PHZH an verschiedenen Weiterbildungsprogrammen für Lehrpersonen und der Entwicklung von Lehrmitteln beteiligt.

Bei den meisten Programmen, auch bei der All-Ukrainian School Online, war die PHZH beratend tätig. «Wir haben kompetente Partnerinnen und Partner in der Ukraine. Die aufgebaute NGO agiert mittlerweile selbstständig und ist äusserst aktiv», sagt Rolf Gollob, Dozent am Zentrum für Educational Governance und Demokratiebildung der PHZH. Diese unterstützte vor allem bei didaktischen Fragen: Wie sehen gute Lernbedingungen aus? Wie unterrichten Lehrpersonen kontroverse Themen, zu denen es verschiedene Meinungen gibt? Und wie muss eine Schule aussehen, damit möglichst viele Kinder eingebunden werden können?

Bildung nicht nur für die Elite

«Eine Herausforderung in der Ukraine ist nach wie vor die Transformation vom alten politischen Modell in das neue, bestehende», sagt Rolf Gollob. «Bildung war auf den Erfolg einer Elite ausgerichtet. Das wollen die Bildungsverantwortlichen ändern. Wir wollen sie dabei unterstützen, dass eine Mehrheit der Lernenden in den Lernprozess einbezogen wird.»

Die Unterrichtsmodelle und die Plattform werden laufend weiterentwickelt. Einerseits soll die Belastung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen reduziert werden, indem die Plattform in den Schweizer Unterricht integriert wird. Andererseits soll das Konzept der Plattform künftig bei anderen humanitären Katastrophen eingesetzt werden können.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Oktoberausgabe (Print) von BILDUNG SCHWEIZ.

Datum

30.09.2022

Autor
Caroline Kienberger