Worauf es bei Online-Lernveranstaltungen ankommt

Damit Treffen in virtueller Umgebung für die Beteiligten erfolgreich verlaufen, sollten die Lernenden im Zentrum stehen. Fünf Tipps dazu.

Sollen Online-Meetings auch als Lernveranstaltung funktionieren, ist ein Live-Technik-Check vor dem Start hilfreich. Foto: pixabay/iTandCoffee

Während der Covid-19-Pandemie haben viele erste Erfahrungen mit Online-Präsenzveranstaltungen gemacht. Auch wenn Unterricht vor Ort nun wieder Standard ist, haben solche Veranstaltungen weiterhin Potenzial. Die Teilnehmenden können in einer zwei- oder gar dreidimensionalen virtuellen Umgebung direkt miteinander interagieren, ohne an einem bestimmten Ort anwesend sein zu müssen. Der Reiseweg und die damit verbundenen Kosten entfallen. So ist die Teilnahme auch für jene möglich, die wegen der Anreise sonst verzichten würden. Zudem lohnen sich auch kürzere Veranstaltungen oder solche an Randzeiten. Die folgenden Tipps helfen, Online-Präsenzveranstaltungen für alle Beteiligten erfolgreich zu gestalten:

1. Lernende kennen

Die Lehrperson muss mit der Online-Umgebung vertraut und gut vorbereitet sein. Besonders wichtig ist dabei auch, wie gut sich die Teilnehmenden damit auskennen: Welche Affinität und Erfahrung haben sie mit diesem Format und der genutzten Online-Umgebung? Über welche Infrastruktur verfügen sie? Was sind ihre Erwartungen? Wie gross ist die Klasse? Demzufolge ergeben sich für die Umsetzung unterschiedliche Notwendigkeiten und Möglichkeiten.

2. Lernende abholen

Der Zugang muss sichergestellt und frühzeitig mitgeteilt werden. Wichtig sind Angaben zur benötigten Infrastruktur, den technischen Voraussetzungen oder zu den Login-Daten. Eine Beschreibung oder eine Videoanleitung helfen, Login und Online-Umgebung im Voraus kennenzulernen. Dazu eignet sich ebenfalls ein gemeinsamer Live-Technik-Check.

3. Lernende aktivieren

An der Veranstaltung selbst ist ein frühzeitiges Eintreffen wichtig. So bleibt genügend Zeit zum Einrichten und Lösen von technischen Problemen. Ansonsten geht wertvolle Zeit verloren. In einer sogenannten «Netiquette» sollen zu Beginn Verhaltensregeln abgemacht werden. Ein «Ice-Breaker» hilft, die Lernenden zu aktivieren: Etwa eine Landkarte, auf der alle ihren aktuellen Standort markieren. Geeignet sind auch ein Rätsel oder eine persönliche Frage, die auf einem Whiteboard beantwortet wird.

4. Lernende einbeziehen

Online-Präsenzveranstaltungen sollen Interaktivität bieten und Interaktion beinhalten. Im digitalen Raum ist vieles möglich – nebst Chat und Mikrofonnutzung etwa auch das bereits erwähnte bearbeitbare Whiteboard. Dokumente, Umfragen, ein Quiz oder Gruppenarbeiten in Break-out-Rooms machen die Veranstaltung lebendig. Eine Präsentation hingegen kann den Lernenden als Video zur Verfügung gestellt werden. Denn ähnlich wie bei einem Meeting vor Ort sollen Kommunikation und Interaktion im Vordergrund stehen.

5. (Didaktische) Reduktion

Das Arbeiten im Online-Raum benötigt tendenziell mehr Zeit. Es ist daher ratsam, für die einzelnen Programmpunkte genügend Zeit einzuplanen. Reduktion und Fokussierung machen sich besonders bezahlt. Präsenzveranstaltungen im Online-Raum sind ermüdender als reale Treffen. Ausreichend Pausen sind daher wichtig. Viele dieser Tipps erscheinen unspektakulär und naheliegend. Doch sie können viel zum Gelingen von Online-Präsenzveranstaltungen beitragen.

Zur Person

Marc Garbely ist Studiengangsleiter und Dozent im MAS Digital Education an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) und Learning Experience Designer im Departement E-Didaktik der FFHS.

Diesen Artikel und mehr zum Thema Digitale Bildung können Sie auch in der November-Ausgabe von BILDUNG SCHWEIZ lesen.

Datum

28.11.2022

Autor
Marc Garbely, FFHS