Lehrpersonen sind mit der Bürokratie überlastet

Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland LVB hat eine Umfrage zur Belastung von Lehrpersonen durchgeführt. Die meisten Teilnehmenden gaben an, dass sie zu wenig Zeit für das Unterrichten hätten. Grund dafür sind Administration und andere Zusatzaufgaben.

Ist der Unterricht vorbei, warten zahlreiche weitere Aufgaben auf Lehrerinnen und Lehrer. Foto: pixabay/Christian Volken

Viele Lehrpersonen sind überlastet. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, wollte der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland (LBV) durch eine Befragung seiner Mitglieder herausfinden. An der im Herbst 2022 durchgeführten Umfrage nahmen 1072 Baselbieter Lehrpersonen aller Stufen teil. Die Studie ergab:

93,1 Prozent aller Teilnehmenden bleibt aufgrund administrativer und anderer Zusatzaufgaben zu wenig Zeit für den Unterricht. Bei den Befragten, die an der Primarschule oder auf Kindergartenstufe unterrichten, sind es sogar 97 Prozent. 

Eine Entlastungslektion genügt nicht

Viele Klassenlehrpersonen sind massiv überlastet, weshalb der Landrat am 1. Dezember 2022 eine Entlastungslektion auf der Primarstufe beschlossen hat. Für die Klassenlehrpersonen auf Sekundarstufe existiert bereits eine solche Lektion. Doch finden 97 Prozent dieser Lehrerinnen und Lehrer, dass das zuwenig ist. 

Von den Primarlehrpersonen erleben 40 bis 55 Prozent die Arbeit mit den Eltern als belastend. Zu den Gründen dafür gehören beispielsweise respektloses Verhalten, fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit, drohendes Auftreten oder die inflationäre Kontaktaufnahme per Telefon oder Mail. 

Integrative Schule fordert Lehrpersonen heraus

Ein Belastungsfaktor für viele Lehrkräfte sind verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler. Unter den Primarlehrpersonen gaben 82 Prozent an, dass sie mit der integrativen Schule in ihrer bestehenden Form nicht zufrieden seien. Ähnlich sieht es bei den Sekundarlehrpersonen aus: Dort sind 72 Prozent mit den aktuellen Strukturen nicht einverstanden. Bei den schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sind es 70 Prozent. 

Weiter berichteten die Befragten, dass heutzutage zu viele Ansprüche an den Lehrberuf gestellt würden. Mit dem 6. Schuljahr, zusätzlichen Fächern und einem überfüllten Lehrplan sei die Auslastung in den letzten Jahren massiv gestiegen. 

Kritisiert wurde zudem die Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen. Das Studium ist für viele Befragte zu weit von der Praxis entfernt. Die kurzen Praktika während des Studiums genügten nicht, um angehende Lehrpersonen auf den Beruf vorzubereiten. 

Die Primarlehrpersonen fordern ausserdem, dass die Anstellungsbedingungen auf ihrer Stufe aufgewertet werden. Diese seien im interkantonalen Vergleich nicht mehr konkurrenzfähig. 

Verein stellt Forderungen 

Der LVB hat aus den Resultaten der Studie mehrere Forderungen abgeleitet. Dazu gehört beispielsweise, dass Volksschulen ein klares Reglement zur Elternarbeit erhalten. Zudem seien mehr separative Angebote für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche zu schaffen. Ausserdem müsse die PH-Ausbildung die Studierenden besser auf die Berufsrealität vorbereiten.

Die Forderungen sind auf der Webseite des Vereins in der Medienmitteilung ersichtlich. 

Datum

26.01.2023

Autor
pd/ck