26.
November 2025

LCH will kein Verbot von Social Media

Im Verbot digitaler Medien sieht der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz keine Lösung, um Kinder und Jugendliche zu schützen. In einem neuen Positionspapier setzt er unter anderem auf obligatorische Kurse für Eltern. 

Kinder und Jugendliche sollen sich sicher und kompetent in digitalen Räumen bewegen können. Foto: iStock/Kerkez

Digitale Tools und Plattformen prägen den Alltag. Für Kinder und Jugendliche sind das meist Games und Social Media, aber auch diverse andere Apps und Websites. Sie sollen möglichst vor negativen Einflüssen geschützt werden, findet der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).

In seinem neuen Positionspapier «Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien» fordert er aber kein Verbot von Social Media oder einschränkende Regeln.   Stattdessen verlangt er, dass Kindern und Jugendlichen die altersgerechte Teilhabe im digitalen Raum ermöglicht wird. Das Positionspapier hat die Präsidienkonferenz am 23. November diskutiert und angenommen.

Jugendliche umgehen Verbote

Mit dem Ansatz «Regeln statt Verbot» vertritt der LCH nun eine ähnliche Haltung wie die Jugend- und Familienkommission, die den Bundesrat berät. Diese hat nur wenige Tage vor der Präsidienkonferenz ihre Position veröffentlicht. Sie plädiert darin für altersgerechten Zugang, gesetzliche Regulierung grosser Plattformen und die Förderung von Medienkompetenz. 

«Jugendliche finden leicht einen Weg, ein Verbot zu umgehen.»

 

Ähnlich wie die Jugendkommission sieht der LCH ein Verbot nicht als Lösung. «Jugendliche finden leicht einen Weg, ein Verbot zu umgehen», sagte Beat A. Schwendimann, pädagogischer Leiter LCH, vor den versammelten Präsidentinnen und Präsidenten der Kantonalsektionen und Mitgliedsorganisationen. Wie Jugendliche Verbote umgehen, könne man unter anderem derzeit in Australien beobachten, wo die Nutzung von Social Media unter 16 eigentlich verboten sei.

Was Schule, Eltern und Politik tun können 

Der LCH hält in seinem Positionspapier eine Strategie mit drei Ebenen fest, den Schülerinnen und Schülern, den Erziehungsberechtigten und der Politik. 

Schülerinnen und Schüler soll die nötige Kompetenz vermittelt werden, um sich in digitalen Räumen selbstständig bewegen zu können. Dafür müsse gemäss Positionspapier auch die Fachkompetenzen im Schulteam gestärkt werden. Denn es müssen Weiterbildungsmöglichkeiten und Lehrmittel organisiert werden, die Lehrpersonen bei der Vermittlung der Medienkompetenz unterstützen.

Erziehungsberechtigte wiederum sollen mit Beratungs- und Weiterbildungsangeboten unterstützt werden. Die Präsidienkonferenz sprach sich dafür aus, Kurse obligatorisch durchzuführen. Dies könne auch im Rahmen von bereits existierenden Elternabenden geschehen.

Suchtfördernde Elemente sollen verboten werden.

 

Von der Politik, namentlich Bund und Kantone, fordert der LCH, dass gesetzliche Massnahmen zum digitalen Jugendschutz geschaffen werden. Darunter fallen laut Positionspapier die Altersverifikation und die Prüfung auf jugendgefährdende Inhalte. Ausserdem sollen suchtfördernde Elemente verboten werden. Darunter fallen manipulative Algorithmen, die gezielt Inhalte ausspielen, um Nutzerinnen und Nutzer lange online zu halten, oder Apps, die mit Notifikationen und Pushnachrichten die Aufmerksamkeit ständig auf sich lenken.

Im Zusammenhang mit technologischen Entwicklungen kommen besonders für pädagogisch arbeitende Personen immer wieder Fragen auf. Das neue Positionspapier des LCH ergänzt bereits bestehende Empfehlungen und Haltungen.  Weitere Fragen zum Thema klären das Positionspapier «Künstliche Intelligenz in der Schule» und das Faktenblatt «Smartphone-Regelung an Schulen».

Datum

26.11.2025

Autor
Patricia Dickson

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