04.
September 2017 | Bern

Schweizer Bildungstag 2017

Rund 170 geladene Gäste haben am Schweizer Bildungstag vom 31. August 2017 teilgenommen, um sich zur Gesundheit von Lehrpersonen auszutauschen und über Verbesserungen auf systemischer Ebene zu diskutieren. Der von den Lehrerdachverbänden LCH und SER organisierte Anlass fand im Berner Paul Klee Zentrum statt. 

Lehrpersonen arbeiten gern in ihrem Beruf, das hat die Berufszufriedenheitsstudie des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH von 2014 gezeigt. Doch ihre Gesundheit wird durch verschiedene berufliche Faktoren gefährdet. Dazu gehören neben den hohen Ansprüchen an die psychische Belastbarkeit auch Mängel an ihrem Arbeitsplatz: Schlechte Raumverhältnisse, zu viel Lärm, stickige Luft. Dies alles veranlasst Lehrpersonen, ihr Pensum zum eigenen Schutz zu reduzieren. 70 Prozent arbeiten Teilzeit, ein Drittel davon aus gesundheitlichen Gründen. Diese alarmierenden Fakten sind Resultate aus drei Studien, die der LCH in Auftrag gegeben hat und die nun am Bildungstag der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Sie sind Teil des umfassenden Gesundheitsprojekts des LCH. Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Studie, welche die Westschweizer Partnerorganisation des LCH, das Syndicat des enseignants romands SER, in Auftrag gegeben hatte. Knapp 37 Prozent der Lehrpersonen reduzierten ihr Unterrichtspensum in den vergangenen fünf Jahren, mehrheitlich aus gesundheitlichen Gründen oder um ihre Arbeitsbelastung zu reduzieren. Dabei werden all diese Lehrpersonen – aufgrund der anstehenden Pensionierungswelle und des gleichzeitigen Anstiegs der Schülerzahlen – dringend gebraucht.

Qualität hängt von der Gesundheit ab
Die Lehrerdachverbände haben ihre Kräfte gebündelt und «Gesunde Lehrpersonen – gute Schulen» als Thema ihres diesjährigen Bildungstags gewählt. Mit 170 geladenen Gästen fand er dieses Mal am 31. August 2017 im Zentrum Paul Klee in Bern statt. Wie in vielen anderen Berufen auch sei die Lehrpersonengesundheit tabuisiert, sagte Beat W. Zemp, Zentralpräsident des LCH, am Rande der Veranstaltung gegenüber der Tagesschau des Schweizer Fernsehen SRF. Er ergänzte: «Das Thema muss man jetzt aus dem Schatten holen und ins Licht stellen. Die Gesundheit der Lehrperson ist direkt verknüpft mit der Qualität der Leistungen der Schülerinnen und Schüler.» Uta Klusmann, Professorin am Leibniz-Institut an der Universität Kiel, hat dazu geforscht, wie sich Einbussen beim Wohlbefinden der Lehrpersonen auswirken. Ihre am Bildungstag präsentierten Ergebnisse zeigen: je mehr Lehrpersonen von Depressivität betroffen sind, desto niedriger ist die Unterrichtsqualität. Und: je höher emotional die emotionale Erschöpfung von Lehrpersonen ist, desto tiefere Leistungen zeigen die Schülerinnen und Schüler in Mathematik. 

Bundesrat Alain Berset und EDK-Präsidentin Silvia Steiner: Hoher Stellenwert der Lehrergesundheit 
Der Erfolg der Schweiz beruhe ganz wesentlich auf ihrem Bildungssystem, sagte Bundesrat Alain Berset in seiner Rede am Anlass. Die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer habe dabei eine grosse Bedeutung: «Wer den hohen Stellenwert der Bildung anerkennt, muss dafür sorgen, dass die Lehrerinnen und Lehrer gesund bleiben.» Wichtig sei dabei, das gesamte Arbeitsumfeld und die gesellschaftlichen Bedingungen zu betrachten. Für Silvia Steiner, Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK, darf es nicht sein, dass der Beruf die Lehrpersonen krankmacht. «Wir müssen die Probleme vor Ort anschauen und darauf rasch und pragmatisch reagieren», betonte die Regierungsrätin.

LCH und SER fordern Rechte ein 
Die Lehrerdachverbände LCH und SER leiten aus ihren Erkenntnissen vier Forderungen ab, die sie in einem gemeinsamen Positionspapier festhalten: 

  • Berufsauftrag: Er muss mit den verfügbaren Ressourcen im Einklang stehen.
  • Schulbauten: Sie müssen Gesundheitsnormen entsprechen.
  • Gesundheitsmanagement: Damit dieses umgesetzt werden kann, erhalten Schulen entsprechende Ressourcen.
  • Unterstützungsangebote: Sie sollen den von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffenen Lehrpersonen zur Verfügung stehen.

LCH und SER haben mit ihren Studien, einem Rechtsgutachten, einem Leitfaden und einem Positionspapier die Grundlage geschaffen, über die Gesundheit von Lehrpersonen zu sprechen. Nun geht es darum, Massnahmen zu ergreifen und diese auch umzusetzen, denn neben der Gesundheit der Lehrpersonen geht es auch um die Qualität der Bildung und damit um die Zukunftschancen der Kinder. Informationen und Videos zum Bildungstag finden sich zudem kompakt unter www.bildungstag.ch. (Fotos: Marc Renaud)

Datum

04.09.2017

Ort
Bern

Autor
Deborah Conversano