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Massnahmen für mehr Bildungsqualität

Das neue Schuljahr startet mit alten Problemen – und mancherorts mit Laienlehrpersonen. Christian Hugi, Mitglieder der Geschäftsleitung LCH, schreibt, was es nun braucht, um diese zu unterstützen und die Bildungsqualität langfristig zu gewährleisten.

Die Ansprüche an die Schule haben sich erheblich verändert. Das müsse sich in den Arbeitsbedingungen widerspiegeln, schreibt Christian Hugi.

Für das neue Schuljahr suchten und suchen Schulen in vielen Kantonen händeringend nach Lehrpersonen. Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein neues oder einmaliges Phänomen – die Schulen haben seit Jahren zunehmend Mühe, Stellen zu besetzen.

Einige Kantone haben sich angesichts der prekären Situation dazu hinreissen lassen, notfallmässig die Zulassungsbedingungen für Lehrpersonen herabzusetzen. Diese Massnahme hilft vielleicht kurzfristig, zusätzliches Personal für die Schulzimmer zu finden. Aber: Gleichzeitig mindert sie die Professionalität und damit die Qualität an den Schulen. Ausbaden müssen diese Qualitätseinbusse allen voran die betroffenen Schülerinnen und Schüler und die Schulteams. Eine tragfähige Lösung ist das nicht.

Wie weiter mit unterrichtenden Laien?

In der Verantwortung stehen an erster Stelle die Kantone beziehungsweise die Bildungsdirektionen. Sie müssen das Problem dringend und auf mehreren Ebenen angehen: Erstens müssen sie kurzfristig dafür sorgen, dass die betroffenen Klassen sowie die neu rekrutierten Laienlehrpersonen umfassend begleitet und betreut werden. Zweitens sind sie gefordert, Laienlehrpersonen schnellstmöglich vollwertig auszubilden und damit die Professionalität des Berufsstands und die Qualität der Volksschule wieder herzustellen. Die dritte Massnahme ist die wichtigste: Die Arbeits- und Anstellungsbedingungen von Lehrpersonen müssen verbessert und zeitgemäss ausgestaltet werden, um die Lehrpersonen im Beruf zu halten – vor allem auch mit grossen Pensen.

Bildung als Kerngeschäft

Die Ansprüche an die Schule und den Unterricht haben sich in den letzten zwanzig Jahren erheblich verändert und erhöht. Bei den Arbeits- und Anstellungsbedingungen wurde dies aber zu wenig berücksichtigt. Lehrpersonen brauchen heute mehr Zeit, um den geforderten individualisierenden Unterricht gewährleisten zu können und dabei auch den Ansprüchen an eine umfassende, transparente Kommunikation mit Eltern, Schulteam, externen Fachpersonen und gegenüber den Behörden gerecht zu werden.

Lösen lässt sich das, indem den Lehrpersonen mehr zeitliche Ressourcen für ihr Kerngeschäft, nämlich den Unterricht und die Klassenführung, zur Verfügung gestellt werden. In etlichen Kantonen muss auch der Lohn konkurrenzfähiger werden. Nur so wird es gelingen, für den Lehrberuf wieder ausreichend Personal rekrutieren und halten zu können. Gratis zu haben ist das nicht. Doch als Bildungsnation muss uns die Volksschule etwas wert sein – sie legt die Basis für das Gedeihen der Schweizer Volkswirtschaft.

Datum

02.08.2022

Autor
Christian Hugi

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