«An die heutige Schule werden vielfache Anforderungen gestellt»

In der ganzeitlichen Bildung sollen alle Platz haben, sagt Dorothee Miyoshi, Mitglied der Geschäftsleitung LCH. Im Blick zurück auf das vergangene Verbandsjahr spricht sie über die integrative Schule und darüber, warum gute Arbeitsklima wichtig ist.

Dorothee Miyoshi ist Mitglied der Geschäftsleitung LCH. Foto: LCH/Philipp Baer

Das Konzept der integrativen Schule wird kontrovers diskutiert. Was motiviert Sie, sich dafür zu engagieren?

Grundsätzlich geht es mir persönlich nicht um integrative oder separative Schule. Ich setze mich für eine ganzheitliche Bildung ein, in der möglichst alle Menschen ihren Platz haben. Ich begegne immer wieder Schulsituationen, in welchen dies auf beeindruckende Art und Weise stattfindet. Deshalb bin ich überzeugt davon, dass ein Land wie die Schweiz diese gesetzlich verankerten Vorgaben auch wirklich erfolgreich realisieren kann. Bis jetzt hatte die Umsetzung des Sonderpädagogik-Konkordats nicht immer die dafür erforderlichen Bedingungen. Der LCH zeigt mit seinem neuen Positionspapier «Vielfalt braucht Vielfalt» auf, was die heutige Schule braucht, um die anspruchsvollen Anforderungen der integrativen Schule meistern zu können.

Sie setzen sich für die psychische Gesundheit von Lehrpersonen ein. Wodurch ist diese heutzutage am meisten gefährdet?

An die heutige Schule werden vielfältige Anforderungen gestellt. Gute Arbeitsbedingungen und ein unterstützendes Arbeitsklima sind Voraussetzungen, damit eine Lehr- und pädagogisch-therapeutische Fachperson diesen gesund gerecht werden kann. Noch ist betriebliche Gesundheitsförderung erst an wenigen Schulen installiert. Die Gewaltstudie des LCH hat aufgezeigt, dass Lehrpersonen an einem schlechten Arbeitsklima und fehlender Unterstützung durch die Schulleitung am meisten leiden, obwohl Bedrohungen und Beleidigungen von Eltern und Schülern viel öfters vorkommen. Diese Resultate illustrieren eindrücklich, wie viel eine Schule als Ganzes von einer guten Arbeitskultur profitieren kann. Durch den gravierenden Lehr- und Fachpersonenmangel und teilweise mangelhaften Konzepten und Ressourcen für die Umsetzung der integrativen Schule ist die Belastung exponentiell angestiegen. Auch an diesen Punkten besteht akuter Handlungsbedarf.

 

Weitere Interviews der Geschäftsleitung zum Verbandsjahr und den vollständigen Publikumsbericht finden Sie hier: Jahres-/Publikumsberichte

Datum

25.08.2023

Autor
(ck)