Bekanntlich haben zahlreiche Schulen in der Deutschschweiz seit einigen Jahren grösste Mühe, offene Lehrpersonenstellen zu besetzen, und nicht wenige Kantone sehen sich deshalb dazu gezwungen, Personen ohne Lehrdiplom für den Unterricht zuzulassen. Das ist vorwiegend die Folge einer verfehlten Personalpolitik der letzten Jahre.
Die Kantone haben es verschlafen, rechtzeitig auf die herausfordernde und oft belastende Situation der Lehrpersonen zu reagieren und sie im Schulalltag wirkungsvoll zu entlasten und zu stärken. Denn während sich die Gesellschaft und die Ansprüche an die Schule in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewandelt haben, veränderte sich bei den Anstellungsbedingungen der Lehrpersonen nichts oder zu wenig.
Viele reduzieren ihr Arbeitspensum, um sich vor Überlastung und Burnout zu schützen.
Bei den Lehrerinnen und Lehrern äussert sich diese Diskrepanz zwischen den Ansprüchen des gelebten Schulalltags und den davon abgekoppelt erarbeiteten Anstellungsbedingungen in einem deutlichen Überzeitsaldo. Viele reduzieren ihr Arbeitspensum, um sich vor Überlastung und Burnout zu schützen.
Die vielen Aufgaben der Klassenlehrpersonen
Eine besonders tragende und für die Schulen essenzielle Rolle kommt den Klassenlehrpersonen zu. Sie decken neben dem eigentlichen Unterricht zusätzlich die vielen Aufgaben im Zusammenhang mit der Klassenführung ab: Zeugnis-, Standort- und Übertrittsgespräche, Elternabende, Konfliktvermittlung, Triage mit Fachpersonen, Klassenlager, Klassenadministration, Einsitz in verschiedenen Arbeits- und Projektgruppen, diverse Sitzungen, Schulämter und einiges mehr.
Manche Kantone anerkennen diese wichtige Funktion im Berufsauftrag und gewähren zusätzliche Zeitkontingente – aber leider nicht in ausreichendem Umfang. Dies hat den bekannten Effekt, dass auch Klassenlehrpersonen ihre Pensen zurückfahren oder gar ganz auf die Klassenverantwortung verzichten.
Realistische Berechnungen zeigen, dass es dafür rund 250 Stunden pro Jahr bedarf.
Genügend Zeit für Klassenführung
Die Kantone müssen darum dringend über die Bücher und neben den Lehrerinnen und Lehrer, besonders auch die Klassenlehrpersonen wirksamer unterstützen und stärken. Vor allem muss genügend Zeit für die vielschichtige und aufwändige Klassenführung zur Verfügung gestellt werden. Realistische Berechnungen zeigen, dass es dafür rund 250 Stunden pro Jahr bedarf.
Angesichts der gravierenden Schwierigkeiten, die offenen Stellen zu besetzten, und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Bildungsqualität, ist rasche Handel unerlässlich. Darum setzten sich die kantonalen Lehrpersonenverbände mit Unterstützung des LCH – etwa im Rahmen des Aktionsplans Bildungsqualität – dafür ein, aufzuklären, Lösungsansätze vorzuschlagen und voranzutreiben.