Ein kleiner Lohn nützt mehr als klassisches Sackgeld

In vielen Familien ist es üblich, ein Sackgeld zu geben. Fachleute empfehlen stattdessen einen Jugendlohn. Mit diesem können Jugendliche sich eigene Wünsche erfüllen, müssen damit aber auch zwingende Ausgaben bezahlen.

Das Sparschwein war gestern. Fachleute empfehlen, Jugendlichen einen monatlichen Betrag zu überweisen, den sie selbst einteilen müssen. Foto: Pixabay/QuinceCreative

Der Umgang mit Geld will gelernt sein. Damit Jugendliche Erfahrungen damit machen können, wie sie später ihre Finanzen im Griff behalten, gibt es den Jugendlohn. Dabei zahlen Eltern ihren Kindern jeden Monat einen fixen Betrag aus. Mit diesem Lohn sollen Jugendliche Selbstverantwortung lernen und Autonomie erhalten. Das Konzept wurde in den 1970er-Jahren vom Psychologen und Familientherapeuten Urs Abt entwickelt. Information und Unterstützung rund um das Thema bietet der Verein Jugendlohn in Zürich. Die folgenden Fragen geben einen Überblick über das Modell.

Was ist der Unterschied zwischen Jugendlohn und Sackgeld?

In vielen Familien erhalten Kinder einzelne Geldsummen für bestimmte Konsumwünsche. Der Jugendlohn dagegen ist ein monatlich fester Betrag. Die Jugendlichen zahlen damit einen Anteil ihrer notwendigen Lebenskosten, welche die Eltern ohnehin tragen würden. Dazu gehören beispielsweise das Handy-Abo, das ÖV-Abo oder Kleidung. Dadurch lernen sie, das Geld einzuteilen und vorauszuplanen. Sie müssen abwägen, welcher Kauf sich lohnt oder wofür sie sparen möchten. So gewinnen sie Selbstvertrauen für künftige finanzielle Entscheidungen. Zudem lernen sie, den selbst gekauften Sachen Sorge zu tragen.

Ab welchem Alter ist mehr finanzielle Verantwortung angemessen?

Der Verein Jugendlohn rät: «Der zwölfte Geburtstag ist für die Einführung des Jugendlohns ideal.» Die meisten Jugendlichen in diesem Alter können rechnen und ihre Bedürfnisse abwägen. Sie holen zudem noch gern Rat bei den Eltern ein, die sie bei der Einteilung des Geldes unterstützen können.

Wie starten?

Der Verein rät, gemeinsam als Familie zu entscheiden, ob das Konzept passt. Dann entscheiden die Eltern, welche Kostenbereiche das Kind künftig selbst verantwortet. Wichtig ist, dass die Eltern bei der Umsetzung Tipps liefern. Sie können beispielsweise erklären, wie hoch der Anteil des Geldes sein sollte, den das Kind für neue Kleidung einsetzt oder für Freunde ausgibt.

Wie hoch sollte der Geldbetrag sein?

Die Höhe des Betrags ist individuell und hängt vom Budget der Familie ab. Die Eltern sollten vorab ausrechnen, wie hoch die Kosten ausfallen, die das Kind künftig selbst übernimmt. Dazu können sie über mehrere Monate hinweg die Ausgaben notieren, die für das Kind anfallen. Dieser Betrag wird durch 12 oder 13 geteilt und mit dem monatlichen Sackgeld ergänzt. Der Endbetrag ist der monatliche «Lohn», den das Kind erhält.

Welche Bereiche fallen nicht unter den Jugendlohn?

Kosten des Grundbedarfs wie beispielsweise Miete, Essen, Versicherungen, Krankheitskosten, Musikinstrumente oder Familienausflüge.

In welcher Form erfolgt die Auszahlung?

Für einen zusätzlichen Lerneffekt sollten die Eltern bei der Bank ein Jugendkonto für das Kind eröffnen. Nach der Überweisung eines Startkapitals können sie den Jugendlohn monatlich als Dauerauftrag überweisen.

Was geschieht bei finanziellen Engpässen?

Der Verein «Jugendlohn» empfiehlt, das Konzept als Lernfeld zu betrachten. Bleibt am Ende des Monats nichts mehr vom Geld übrig, weil die Jugendlichen eine falsche Kaufentscheidung getroffen haben, sollten die Eltern nicht mit zusätzlichen Sackgeld aushelfen. «Geben Sie dem Kind die Chance, die Fehler selbst zu korrigieren und daraus zu lernen», heisst es auf der Webseite des Vereins.

Weiter im Netz

www.jugendlohn.ch

Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe von BILDUNG SCHWEIZ.

Datum

11.01.2023

Autor
Caroline Kienberger