«Es bleibt die Frage, wie digitale Geräte pädagogisch zielführend eingesetzt werden können»

Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogik LCH, blickt zurück auf das vergangene Verbandsjahr. Er spricht im Publikumsbericht über die Studie zu Gewalterfahrungen von Lehrpersonen, die digitale Transformation an den Schulen sowie die Aufgaben der pädagogischen Verantwortlichen MO LCH.

Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik LCH. Foto: Philipp Baer

Sie haben die Studie zu Gewalterfahrungen von Lehrpersonen geleitet, die der LCH in Zusammenarbeit mit einem Sozialforschungsbüro durchgeführt hat. Nun liegt sie vor. Wie geht es weiter?

Der LCH hat die erste repräsentative Studie zu Gewalterfahrungen von Lehrpersonen in der Deutschschweiz in Auftrag gegeben, an der rund 6700 Lehrpersonen aller Schulstufen teilgenommen haben. Die Studie hat deutlich aufgezeigt, dass Gewalt gegen Lehrpersonen häufig ist und in verschiedenen Formen vorkommt. Zwei von drei Lehrpersonen haben in den letzten fünf Jahren eine Form der Gewalt erfahren, meist psychische Gewalt wie Beleidigungen oder Beschimpfungen. Die hohe Prävalenz von Gewalt gegen Lehrpersonen zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Gewaltprävention und -bewältigung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es muss sichergestellt werden, dass Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft in einem sicheren und respektvollen Arbeitsumfeld unterrichten können. Zur Unterstützung dieser Prozesse wird der LCH die Erkenntnisse der Studie und weitere Beiträge des LCH in den Krisenkompass einbringen. Das Handbuch wird momentan überarbeitet. Die Studie wird in fünf Jahren wiederholt, was aufzeigen wird, wie sich die Situation in der Zwischenzeit verändert hat.

Die digitale Transformation ist in vollem Gang. Wo stehen die Schweizer Schulen im internationalen Vergleich, wenn es um die Digitalisierung geht?

Die digitale Transformation schreitet rasant voran, insbesondere im Bereich künstliche Intelligenz. Der coronabedingte Notfallfernuntericht hat einige Digitalisierungsprozesse an Schulen ausgelöst, aber das angestrebte Ziel ist noch nicht erreicht. Es wurde vor allem deutlich, wie unterschiedlich weit Schulen im Bereich digitale Transformation sind. Ein Grossteil der Schulen verfügt zwar heute über die technische Infrastruktur. Es bleibt aber die wichtige Frage, wie digitale Geräte pädagogisch zielführend zur Bereicherung von Lernprozessen eingesetzt werden können.

Auf Schulebene brauchen Lehrpersonen sowie Schulleitungen fachkundige Unterstützung bei der Weiterentwicklung im digitalen Bereich. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Lehrpersonen mit der Spezialfunktion «pädagogischer ICT-Support». Auf nationaler Ebene besteht Handlungsbedarf im Bereich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Es braucht klare Regelungen zum Schutz und zur Nutzung der zunehmenden Menge an digitalen Daten im Bildungswesen.

Sie leiten die Treffen der pädagogischen Verantwortlichen MO LCH. Womit beschäftigt sich diese Arbeitsgruppe?

Der LCH und seine Mitgliedsorganisation (MO) erarbeiten und publizieren zahlreiche Dokumente zu pädagogischen Themen. Neben Positionspapieren und Stellungnahmen entstehen auch Fachartikel, Argumentarien, Leitfäden und Faktenblätter. Das alljährliche Treffen der pädagogischen Verantwortlichen der LCH-Mitgliedsorganisationen unterstützt die Themensuche, den gemeinsamen Austausch und die Koordination zu laufenden Arbeiten, da oftmals auch andere Kantonal- und Fachsektionen an ähnlichen Themen und Vorstössen arbeiten. Diskutiert werden auch Beispiele von «good practice» unterschiedlicher Formen von Verbandskommunikation.

Weitere Interviews der Geschäftsleitung zum Verbandsjahr und den vollständigen Publikumsbericht finden Sie hier: Jahres-/Publikumsberichte

Datum

12.07.2023

Autor
(ck)