«Weitere Harmonisierungsschritte im Bildungssystem sind angezeigt und vernünftig»

Christian Hugi ist seit Herbst 2022 Vizepräsident LCH. Im Publikumsbericht spricht er über seine Rollen im LCH und im ZLV, daraus entstehende Synergien sowie über die Harmonisierung der Stichtage für den Schulstart.

Christian Hugi, Vizepräsident LCH. Foto: LCH/Philipp Baer

Sie sind gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung LCH sowie Präsident des Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverbands (ZLV). Welche Vor- und Nachteile ergeben sich dadurch?

Es ergeben sich dadurch natürlich Synergien. Die Aufgaben, Themen und Herausforderungen sind in vielen Punkten ähnlich oder beziehen sich zumindest aufeinander, etwa beim Lesen der medialen Berichterstattung, beim Studium von Meldungen aus Ämtern und politischen Gremien oder bei der Auseinandersetzung mit LCH-eigenen Themen und Dokumenten. Durch die parallele Tätigkeit auf kantonaler und nationaler Bildungsebene erweitert sich mein persönlicher Blickwinkel und die Einsicht in zahlreiche Abläufe und Zusammenhänge vertieft sich. Gleichzeitig ist es mir wichtig, zwischen meinen unterschiedlichen Aufgaben und Rollen möglichst klar zu bleiben und diese wo nötig auch zu trennen. Innnerhalb der LCH-Geschäftsleitung habe ich eine andere Rolle als in meinem Amt als ZLV-Präsident. Darum vertritt auch die ZLV-Vizepräsidentin Lena Aerni den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband gegenüber dem LCH, beispielsweise an der Präsidentenkonferenz oder bei schriftlichen Anfragen und Stellungnahmen.

In der Schweiz werden Kinder je nach Wohnkanton zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeschult. Warum sollen die Stichtage harmonisiert werden?

Auch wenn wir zu Recht stolz sind auf unsere lokalen Besonderheiten und auf die kantonale Selbstbestimmung, dürfen wir zaglos von einem Grundsatz ausgehen: An jedem Ort der Schweiz ähneln sich Kinder hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, ihrer Bedürfnisse und ihrer Entwicklungsschritte in einem bestimmten Lebensalter. Dass diese Grundsatzannahme vernünftig ist, lässt sich unter anderem aus der Existenz des überkantonalen Lehrplans 21 schliessen. Daraus folgere ich: Ebenfalls vernünftig und zeitgemäss wäre es daher, weitere Aspekte im Schulbereich zu harmonisieren. Neben einem einheitlichen Stichtag für den Schuleintritt dürfen dabei durchaus auch andere Bereiche bedacht werden. Wer einen Schritt zurück wagt, könnte sich etwa fragen, wie unverzichtbar es ist, dass die Schweiz mit rund 8 Millionen Einwohnern 26 unterschiedliche Bildungssysteme aufrechterhält und finanziert. Denn andernorts leben ähnlich viele Menschen in einer einzigen grossen Stadt mit bloss einem einzigen Bildungssystem – und das geht auch.

 

Weitere Interviews der Geschäftsleitung zum Verbandsjahr und den vollständigen Publikumsbericht finden Sie hier: Jahres-/Publikumsberichte

Datum

04.08.2023

Autor
(ck)