Leitbild und Berufsethik LCH

Wonach Lehrpersonen in ihrem Beruf streben sollen

Die Schule verändert sich und mit ihr auch der Lehrberuf. Das neue Berufsleitbild des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz weist die Richtung.

Im Schulalltag soll das LCH-Berufsleitbild die Lehrerinnen und Lehrern in ihrem beruflichen Selbstverständnis stärken. Foto: iStock/skynesher

Das Wesentliche zum Lehrberuf ist rasch gesagt: Die Hauptaufgabe von Lehrerinnen und Lehrern ist das Unterrichten. Schnell gesagt heisst nicht automatisch einfach umgesetzt: Unterrichten ist komplexe, pädagogische Arbeit. Darum, und weil der Beruf sich stetig weiterentwickelt, hat der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) das Berufsleitbild und die Basis dafür, die Berufsethik, überarbeitet. Am 8. Juni haben die Delegierten der LCH-Mitgliedsorganisationen die Dokumente einstimmig verabschiedet.

Was ist das Berufsleitbild?

Das Leitbild ist eine Vision des Lehrberufs. Es ist keine Verpflichtung, sondern es definiert erstrebenswerte Ideale. Damit weist das Leitbild die Richtung, wohin sich der Beruf entwickeln soll. Es soll ein Bewusstsein für die anspruchsvollen Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer schaffen und diese in ihrem Arbeitsalltag stärken. Für den LCH und seine Mitglieder dient es als Orientierung für die verbandspolitische Arbeit. Der Überarbeitungsprozess berücksichtigte sowohl verschiedene Schulstufen als auch verschiedene Regionen.

Kommentar: «Tragfähiges und visionäres Fundament», Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik LCH, LCH.ch, 12.6.2024

Was definiert das Berufsleitbild?

Es zeichnet mit vier Leitsätzen eine Vision des Lehrberufs. Diese beziehen sich sowohl auf die Qualifikation, die Weiterbildung und die Rolle in Führung und Mitgestaltung der Schule als Organisation:

  • Leitsatz 1 – Lehrerinnen und Lehrer sind qualifizierte Fachpersonen für Lehren und Lernen (in Bezug auf Lehren und Lernen, Beurteilung und Erziehung).
  • Leitsatz 2 – Lehrerinnen und Lehrer sind pädagogische Führungspersonen (in Bezug auf Unterrichtsgestaltung und Klassenführung, erweiterte Führungsaufgaben sowie die Professionsentwicklung).
  • Leitsatz 3 – Lehrerinnen und Lehrer bilden sich fortlaufend weiter (in Bezug auf die berufsbefähigende Ausbildung, fortlaufende Weiterbildung und die aktive Laufbahngestaltung).
  • Leitsatz 4 – Lehrerinnen und Lehrer gestalten die Organisation Schule aktiv mit (in Bezug auf die gemeinsame Aufgabe, eine aktive Mitarbeit).

Gemeinsame Normen und Werte bilden die Grundlage des Leitbilds. Sie werden in der LCH-Berufsethik, bisher Standesregeln genannt, definiert. Darin hält der Verband die Prinzipen fest, wonach Lehrpersonen handeln sollen. Unter anderem heisst es in der Einleitung: «Im Bewusstsein um die grosse Verantwortung setzen sich die Lehrpersonen für ein ethisches Verhalten gegenüber der Profession, den Schülerinnen und Schülern, den Kolleginnen und Kollegen sowie den Erziehungsberechtigten ein.» Die Verantwortung gilt auch gegenüber der Schulleitung und denn Behörden. Lehrpersonen sollen im Umgang mit ihnen die Zusammenarbeit unterstützen und das Wohl der Lernenden vertreten. Umgekehrt hat die Gesellschaft aber auch eine Verantwortung gegenüber den Lehrpersonen. Dazu gehören zeitgemässe Arbeits- und Anstellungsbedingungen.

Was ist neu an Leitbild und Berufsethik?

Die Überarbeitungen berücksichtigen tiefgreifende Veränderungen der letzten Jahre. Besonders hervorgehoben wird neu die Führungsrolle, die Lehrerinnen und Lehrer als pädagogische Fachpersonen übernehmen und die Position, die sie in der Schulentwicklung haben. Denn zu ihrer Lehrtätigkeit gehört auch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fachleuten, etwa mit jenen aus der Schulsozialarbeit, aus der Heilpädagogik und aus weiteren schulnahen Berufen. Dabei haben sich besonders die Aufgaben der Klassenlehrpersonen verändert. Sie übernehmen neben dem Unterrichten auch die Koordination der verschiedenen Stellen, Fachpersonen und Lernenden.

Welche Veränderungen machten eine Überarbeitung nötig?

Seit der letzten Überarbeitung ist das Aufgabengebiet von Lehrerinnen und Lehrern noch vielfältiger geworden. Der Lehrplan 21 wurde schweizweit eingeführt und damit der Unterricht stärker auf Kompetenzen ausgerichtet. Andere Entwicklungen haben sich mehr auf Routinen im Schulalltag ausgewirkt, wie etwa die Digitalisierung oder Tagesstrukturen zur Betreuung der Schulkinder ausserhalb der Schulzeit.

Worin unterscheidet sich das Leitbild vom Berufsauftrag?

Das Berufsleitbild dient den Lehrerinnen und Lehrern als Inspiration und soll das berufliche Selbstverständnis stärken. Der LCH-Berufsauftrag hingegen beschreibt das Berufsverständnis des Verbands, an dem sich die arbeitgebenden Schulen wiederum orientieren können. Darin betont der LCH besonders die Wichtigkeit der Weiterbildung. Einige Kantone formulieren als Arbeitgeber ebenfalls einen Berufsauftrag. Dies trifft etwa auf den Kanton Zürich zu.

Seit wann gibt es das Berufsleitbild und die Berufsethik?

1993 verabschiedete der LCH als erster Berufsverband im deutschsprachigen Raum ein stufenübergreifendes Berufsleitbild. 1999 wurden dieses um die Standesregeln ergänzt. 2008 wurde das Leitbild zum letzten Mal überarbeitet.

An Schulen arbeiten längst nicht mehr nur Lehrpersonen. Was bedeutet das für das Leitbild?

Das LCH-Berufsleitbild gilt grundsätzlich für alle Professionsangehörigen. Manche Fachverbände, die dem LCH angeschlossen sind, wie etwa der Logopädinnen- und Logopädenverband oder der Verband Psychomotorik Schweiz haben ihre eigenen Berufsleitbilder. Diese können als Ergänzung zum Berufsleitbild und zur Berufsethik des LCH betrachtet werden.

Weiter im Netz

Berufsleitbild und Berufsethik LCH 2024 (Kurzversion)

Die vollständig überarbeitete Version des LCH-Berufsleitbilds und die dazugehörende Berufsethik stehen ab Herbst 2024 zum Download zur Verfügung.

Datum

12.06.2024

Autor
Patricia Dickson

Publikation
BILDUNG SCHWEIZ