Gesundheit
Standpunkte

Wie Schule die psychische Gesundheit stärken kann

Als Pädagogin will LCH-Geschäftsleitungsmitglied Sandra Locher Benguerel mit Erfolgserlebnissen auch das Selbstbewusstsein ihrer Schülerinnen und Schüler stärken. In ihrer Standpunkt-Kolumne fordert sie mehr positive Momente für Kinder und Jugendliche.

Sandra Locher Benguerel ist Mitglied der Geschäftsleitung LCH. Foto: LCH/Philipp Baer

«Wie geht es dir?» – So simpel sie ist: Die Frage scheint derzeit wichtiger zu sein denn je. Gemäss Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit sind 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen durch psychische Belastungen in ihrer Entwicklung gefährdet. In der Fachwelt spricht man von einem beispiellosen Anstieg von Patientinnen und Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Gründe sind vielfältig. Junge Menschen haben einschneidende Coronamassnahmen erlebt, machen sich Sorgen wegen des Klimas und des Kriegs. Doch nicht nur die gefühlte Bedrohungslage ist gestiegen, sondern auch der gesellschaftliche Druck, der durch unerreichbare Schönheitsideale in den sozialen Medien beschleunigt wird.

Die aktuellen gesellschaftlichen Belastungen, will ich keinesfalls negieren, und trotzdem ist mir etwas ganz wichtig: Wir sollten nebst allen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die das persönliche und gesellschaftliche Leben prägen, den Fokus besonders auf das Positive richten! Positive Gedanken, Erfolgserlebnisse und glückliche Momente stärken uns. Sie stimmen uns zuversichtlich und lassen uns mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in die Zukunft zu blicken.

Wir sollten so viele positive Momente wie möglich schaffen. Schule und Elternhaus haben eine gemeinsame Aufgabe: Kinder und Jugendliche mental zu stärken, ihre Resilienz zu fördern, damit sie ihre Zukunft selbständig gestalten können.

Als Pädagogin bin ich verantwortlich für die Unterrichtsgestaltung. In kleinen Schritten lernen lassen, Erfolgserlebnisse schaffen, Fortschritte feiern. Kurz: positive Selbstbilder entstehen lassen und stärken. Und ganz nach Pestalozzi «mit Kopf, Herz und Hand» arbeiten: alles, was kreativ, musikalisch und sportlich ist, wirkt sich auf das psychische und körperliche Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler aus.

Wir Erwachsene sind im Umgang mit Krisen ein grosses Vorbild für Kinder und Jugendliche. Dafür müssen wir ehrlich zeigen, dass Tiefs auch zum Leben gehören, Krisen als Chancen genutzt und bewältigt werden können. Wir können diese Vorbildfunktion jedoch nur dann übernehmen, wenn wir in unserer Berufsausübung gesund sind und bleiben.

Der psychischen Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern kommt also ebenfalls eine grosse Bedeutung zu. Dazu gehören Arbeitsbedingungen, die es uns ermöglichen, den anforderungsreichen Berufsauftrag gesund zu bewältigen. Zudem kann die Schule für die Bewältigung dieser Herausforderung nicht allein verantwortlich gemacht werden. Es braucht den starken Einbezug der Erziehungsberechtigten sowie psychosozialer Fachpersonen.

Die Kinder und Jugendlichen gestalten die Gesellschaft von morgen. Setzen wir alles daran, dass sie sich gesund entwickeln und zuversichtlich in ihre Zukunft blicken können!

 

Der «Standpunkt» ist die monatliche Kolumne der Geschäftsleitungsmitglieder des LCH. Die Aussagen geben die persönliche Meinung der einzelnen Autorinnen und Autoren wieder.

Datum

13.06.2023

Autor
Sandra Locher Benguerel

Publikation
Standpunkte

Themen