Standpunkt-Kolumne

«Zufriedene Lehrpersonen machen einen besseren Job»

Eine gezielte Entlastung oder Lohnanreize zahlen sich aus, argumentiert Antoinette Killias, Geschäftsführerin LCH.

Antoinette Killias, Geschäftsführerin LCH. Foto: Philipp Baer

Die Zufriedenheit der Lehrpersonen in der Schweiz könnte besser sein. So lautet das Ergebnis einer vom LCH in Auftrag gegebenen Studie. Die Erhebung kommt zum Schluss, dass die Lehrpersonen ihre Befindlichkeit mit einer 4,2 auf einer Sechserskala bewerten.

Besonders ins Auge sticht, dass die Lehrpersonen mit der stetig steigenden administrativen Last zu kämpfen haben. Gleichzeitig besteht der Anspruch, jederzeit für jedes Kind da zu sein und es individuell zu fördern. Hinzu kommt der teils grosse Aufwand für Klassenlehrpersonen, die Arbeit der spezialisierten Fachkräfte zu koordinieren.

Die Kindergartenlehrpersonen sind heute interessanterweise glücklicher als bei der letzten Durchführung der Befragung vor zehn Jahren. 

 

Naheliegend ist, dass spezifische Entlastung zufriedenere Lehrpersonen bedeuten würde. Bei genauerer Betrachtung der Resultate zeigt sich aber ein weiterer Hebel: Die Kindergartenlehrpersonen sind heute interessanterweise glücklicher als bei der letzten Durchführung der Befragung vor zehn Jahren.

Spannend ist daran, dass seit 2014 viele Kantone die Löhne der Kindergartenlehrpersonen angehoben haben. Seit 2023 werden sie beispielsweise im Kanton Zürich in derselben Lohnkategorie eingestuft wie die Primarlehrpersonen. Das bedeutete eine Erhöhung des jährlichen Gehalts von 4000 bis 8000 Franken.

Gehalt bedeutet auch Wertschätzung

Zugegeben: Viele Faktoren spielen mit, wenn es um die Zufriedenheit im Beruf geht. Dieses Beispiel illustriert aber: Das Gehalt ist mehr als bloss ein Geldbetrag, der monatlich auf das Konto fliesst. Es zeigt Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Dies dürfen wir nicht unterschätzen.

Die Zufriedenheit im Lehrberuf lässt sich aber auch anders erhöhen. Namentlich mit Massnahmen zur Entlastung und Unterstützung. Einige Kantone haben erkannt, dass hier etwas gehen muss: Ab dem Schuljahr 2025/2026 erhalten beispielsweise St. Galler Klassenlehrpersonen eine zweite Entlastungslektion. Noch sorgt die Finanzierung dieser Lektion im Ostschweizer Kanton für rote Köpfe, da weder Kanton noch Gemeinden die Zusatzkosten tragen wollen. Aber die Stossrichtung stimmt.

Auch Schwyz und Bern werden aktiv

Auch im Kanton Schwyz will der Regierungsrat die Attraktivität des Lehrberufs mit einem Massnahmenbündel aufwerten. Eine zusätzliche Entlastungslektion für Klassenlehrpersonen steht ebenso zur Debatte wie die Anhebung des Lohnes – allerdings erst ab einem 70-Prozent-Pensum, wovon vorwiegend die Männer profitieren. Eine Lohnerhöhung ist dringend nötig, da das Salär im Kanton Schwyz tiefer ist als in den umliegenden Kantonen unabhängig des Pensums.

Auf Entlastung und mehr Lohn setzt der Kanton Bern: Nach den Sommerferien werden Klassenlehrpersonen zeitlich entlastet und erhalten pro Monat 300 Franken mehr.

Das Beispiel mit den Kindergartenlehrpersonen zeigt: Kantone, die den Lehrpersonen zuhören und gezielt Lösungen aufgleisen, werden im Gegenzug etwas zurück erhalten: Denn je grösser die Zufriedenheit der Lehrerinnen und Lehrer ist, desto höher ist die Qualität des Unterrichts.

Der «Standpunkt» ist eine monatliche Kolumne der Geschäftsleitungsmitglieder des LCH. Die Aussagen geben die persönliche Meinung der einzelnen Autorinnen und Autoren wieder.

Datum

08.08.2024

Autor
Antoinette Killias

Publikation
Standpunkte

Themen